Sancho M. Gerken

Verstorbene Künstler der apk im Strieffler-Haus
18.11.2011 bis 11.12.2011  | Strieffler-Haus Landau
 
Besprechung von Brigitte Schmalenberg, Die Rheinpfalz vom 19.11.12

Sinnenfrohe Welt
Werke des 2009 verstorbenen Kaiserslauterer Malers Sancho M. Gerken im Landauer Strieffler-Haus ausgestellt

Im Gedenken an die verstorbenen Mitglieder der "Arbeitsgemeinschaft Pfälzer Künstler" (apk) widmet sich das Strieffler-Haus in seiner letzten Werkschau dieses Jahres dem kraftvollen Werk des Kaiserslauterer Malers Sancho M. Gerken, der 2009 mit nur 56 Jahren verstarb.

Alle Bilder sind Leihgaben seiner Witwe Marga Fendler-Gerken. In ihrer sinnlich-farbfrohen Abstraktheit setzen sie frische Akzente in die traditionell eher konservativ bestückten Ausstellungsräume.

Landschaftstorsi und Wolkenländer, Horizonte und Spiegelungen - die sinnenfrohe Welt, in die uns der 1953 in Kaiserslautern geborene Maler Sancho M. Gerken entführt, ist so weit, so ausufernd und grenzenlos, wie der fantasievolle Spielraum, in dem man sie erobern soll. Und nicht weniger großzügig wie die Titelvorgaben sind auch Pinselstrich und Farbgestaltung. Flammendes Rot und warme Gelbtöne, erdige Braunund Graumischungen, oft ergänzt durch strahlendes Blau - keine Frage: bei diesen Landschaften haben sich die vier Elemente in kraftvoller Virulenz vereint. Und gerade weil man mit den Augen das Ganze kaum fassen kann, nehmen die Sinne das Innerste wahr und legen den Kern dessen frei, was sich da in verschwenderischer Farbopulenz - luzid durchwirkt mit Quarzpartikeln in der Ölfarbe - offenbart. Raffiniert lockt uns Gerken an scheinbar Unfassbares und bannt dann den Blick wie zufällig doch auf einen Fixpunkt, der sich im Strudel eines Farbkreisels findet oder als figürliches Element in abstraktem Umfeld herauskristallisiert. Dann erkennen wir in einem Landschaftstorso plötzlich zwei huschende Gestalten, die sich einem Haus nähern und werden unweigerlich von einem Gefühl der Geborgenheit umfangen.

Oder wir sehen die fleischig dicken Herzen (corazon espinado), die sich mit pulsierender Kraft ihres dornigen Umfeldes erwehren. Manchmal gibt der Titel auch Gedankenlinien
vor, die vermeintlich in die Irre führen. Wo ist die "Brustwarze", die ein Landschaftstorso, der auf den ersten Blick völlig abstrakt wirkt, verspricht? Wir suchen und suchen, und finden unerwartet die Wölbung eines Bauches, den Ansatz straffer Schenkel und ganz in der Mitte vage die kauernde Figur einer Frau. Diese sukzessive Annäherung an ein undefiniertes Wesen gleicht fast einer Liebkosung, den Titel könnte man darüber glattweg vergessen. Auch die raffiniert hin gewürfelte und von strahlendem Licht erhellte "Landschaft für Könige" verfehlt ihre Wirkung nicht, obgleich man nichts konkret Majestätischem habhaft wird und nur die Aura des Erhabenen wahrnehmen, dem schönen Schein nachspüren kann.

Bei jenen Arbeiten, die unter das Stichwort "Wolkenland“ fallen, liegt der Reiz in der Flüchtigkeit des Augenblicks als vergängliches Szenario vor schier unendlicher Kulisse. Wie im Rausch entstehen dabei Stimmungen und Himmelsfärbungen, die das Hier und Jetzt dominieren, doch im nächsten Augenblick gewiss verpuffen würden. Der Horizont bleibt dabei stets sichtbar, der übermächtige Himmel mit der Erde untrennbar verbunden, ja so sehr verwoben, dass die Wolken als wuchernde Projektionsflächen selbst zu Landschaften werden. Atmosphärisch, doch in Farbe, Form und Formaten gezähmt, geht es auch in den diversen Diptychen zu, die sich - wie der Name schon sagt - verdoppeln, zweiteilen
oder spiegeln. So hat Sancho M. Gerken, der nach einem Studium der Kunsterziehung und Kunstgeschichte an der Universität in Mainz Lehrtätigkeiten in Schleswig-Holstein und seit 1997 am Heinrich-Heine-Gymnasium in Kaiserslautern inne hatte, in seinem Atelier in Weilerbach ein Werk geschaffen, dass den Westpfälzer mit mütterlicherseits spanischen Blut über seinen frühen Tod hinaus in lebendiger Erinnerung hält.

Öffnungszeiten:
Fr. bis So. von 14.00 bis bis 17.00 Uhr