Jürgen Braun
 

Digitale Grafik:
Die Grundlage meiner digitalen Arbeiten bilden stets fotografische Abbildungen aus dem Internet, oft auch digitalisierte Zeichnungen, Radierungen, handschriftliche Textdokumente, usw... Diese werden in Umriss-Vektorgrafiken umgewandelt, verformt, farblich und in der Größe verändert und auf dem Bildschirm neu organisiert. Ohne erkennbaren Bezug zum Ausgangsbild sind sie mein Arbeitsmaterial. Nichts bleibt, wie es zuvor war. Das Ergebnis steht am Ende auf der fragilen Ebene einer anderen Definition von Schönheit, oft weit entfernt von Naturnähe und Wiedererkennbarkeit. Eine gewisse Affinität zu Chirurgie und Archäologie ist unverkennbar. 

Malerei:
Meinen Acrylbildern liegt häufig das Vanitasmotiv zu Grunde, das hinter aller Schönheit stehende memento mori. Schönheit, Zeichen und Spuren der Vergänglichkeit sowie der Versuch, den Zerfallsprozess aufzuhalten, prägen meine Bilder. Derzeit entstehen fast alle meine malerischen Arbeiten auf gebrauchtem Verpackungsmaterial, Wellpappe und aufgeklappten, grob zerteilten, oft zerrissenen Kartonagen. Grob auf Sperrholz aufgetackert werden sie zu Bildfragmenten, morbiden Bruchstücken unbewusster 'archäologischer Wahrnehmung'. Überarbeitet, ergänzt, oft erneut beschädigt und korrigiert stellen sich neue Zusammenhänge ein. Die eigentliche Bildidee entwickelt sich erst im Verlaufe des Arbeitsprozesses, verdichtet und stabilisiert sich. Zufällig verletzte, aber auch absichtsvoll beschädigte Oberflächen werden notdürftig repariert und teilweise wieder übermalt. Der Arbeitsprozess selbst wird zur archäologischen Dokumentation fremd anmutender Dinge in konstruierten und rekonstruierten Zusammenhängen mit den Spuren von Zerfall und Restaurierung.