Georg Pfadt
 

"Gebündelte Energie im Handwerk"

Besprechung von Gabriele Weingartner, Die Rheinpfalz vom 08.05.07

"KonstruktKunst" nennt sich die Ausstellung mit Werken von Georg Pfadt und Jörn Kausch, die derzeit in den Gewölbe-Räumen des Germersheimer Kunstvereins zu sehen sind. Das Kunstwort stammt von Lutz Stehl, der die Schau eröffnete und zugleich den gemeinsamen Nenner der beiden Künstler formulierte: in ihren Arbeiten verbinde sich Statik mit organischem Wachstum zu eigengesetzlicher Harmonie. Kennzeichnend sei dabei immer die Dynamik.

In der Vielfalt des mit dieser Ausstellung auch seinen 70. Geburtstag feiernden Georg Pfadt lässt sich diese Behauptung auf jeden Fall leicht bestätigen. Der lange als Bauingenieur tätige und erst spät zum Kunstschaffenden ausgebildete Grafiker und Maler scheint - oberflächlich gesehen - zwei Seelen in seiner Brust zu tragen, denen er künstlerisch expressiv Rechnung tragen will: auf seinen großformatigen Öl- und Acrylgemälden, auf seinen Holzschnitten, deren unterschiedliche Bildträger souverän ins kompositorische Kalkül miteinbezogen wurden. Vor allem die Grafiken reflektieren den früheren Beruf des Künstlers, sind regelrechte Hommagen an das Element der Konstruktion an sich, ja, sprechen mit Titeln wie "Bau" oder "Elementare Architekturen" jene Tätigkeit an, mit der man konkret Realitäten schafft.

Aber auch die Mischtechniken, in denen das Gestische scheinbar obsiegt, erweisen sich bis in den letzten Zentimeter hinein als kalkulierte "Orgien", zumal, wenn sie klassische Themen verhandeln: "Interieurs" zum Beispiel, auf denen sich die normalen Dinge des Wohnens unter der Hand des Künstlers in ein - ästhetisch überzeugendes - Chaos verwandeln. Oder "Akte" und "Figuren", die sich auf den Bildern als atmende Körper-Landschaften darstellen, deren wogende Farb-Texturen sich in gleich gebliebene Konventionen schicken. Die morgendliche Körperpflege vor dem Spiegel etwa. Frauenrücken in explosivem Inkarnat, die viel zeigen und das Wesentliche doch verschweigen.

Dass Georg Pfadt dynamisch ist in seiner Kunst, bisweilen sogar wild und scheinbar nervös und aufgeregt, lässt sich nicht verkennen: auch wenn er alles im Griff hat, vor allem auf seinen Grafiken und da besonders in der Reihe "Anknüpfung und Fortsetzung", die das Serielle zu einem Formprinzip erhebt. Jörn Kausch dagegen lässt die Dynamik in der Konstruktion lebendig werden, zwingt sie in die Konstruktion seiner hölzernen Objekte vielmehr, zerlegt und sprengt das Volumen von Würfeln, Ovalen und Kugeln in filigrane Einzelteile, spielt mit Masse und Raum, wirft sie aber auch als "Schattenrisse" an die Wand oder fängt die Formen auf Holzdrucken ein, wo sie "schrumpfen" und letztlich zweidimensional werden.

In seinen blau-gelben Wandfriesen erstehen vermeintliche Symmetrien, kann man die Augen spazierenführen über diverse Fallen hinweg, dabei bisweilen Wand und Objekt verwechselnd: Es handelt sich um gebündelte Energie, die sich schließlich auch handwerklich äußert. Dass es dem 1953 geborenen Wilhelm-Loth-Schüler immer auch um das Gleichgewicht geht, um das schwierige Phänomen der Balance also, zeigt der "Weiße Turm" aus Tischler-Platten, die sich geschickt aneinander gelegt zur nicht benutzbaren Aussichtsplattform verengen. Das könnte ähnlich ironisch gemeint sein wie Kauschs zahlreiche Würfel, die keine mehr sind, weil der Bildhauer ihre Ganzheit zerstört hat. Da er jedoch konsequent auf ihren Umrissen beharrt, kann er sie wenigstens als Anmutung auf unsere Netzhäute projizieren.