Gerhard Messemer
 

Ein Hauptthema in Gerhard Messemers Arbeiten ist die Landschaft, wie er sie auf seinen Reisen durch Südfrankreich und Italien gefühlt hat: Der Duft von Zitronen, der Frühlingswind über leuchtenden Feldern oder die Mittagshitze von herabgelassenen Fensterläden - all dies wird in den filligranen Radierungen mit dem malerischen Effekt und seinen Mischtechniken auf Leinwand lebendig.

Der verlassene Frühstückstisch vor geöffneten Fensterflügeln, die vom Wind zerzauste Zypresse auf dem Hügel, der kleine gewundene Weg durch blühende Felder, die verwaschene Farbe eines sonnendurchglühten Häuschens - alles ruht in sich und lädt zum Verweilen ein. Menschen begegnen uns nur in ihrern vergänglichen Spuren, die sie überall hinterlassen haben. Die Arbeiten bezaubern durch ihre heitere bis melancholische Stimmung, entführen uns in erlebte oder geträumte Lande und lassen durch ihre Leichtigkeit kaum erahnen, dass für ihre Realisierung Planung, Akribie und sicheres wie zügiges Arbeiten vonnöten sind.

Gerhard Messemer gelingt dies überzeugend in seiner Farbradierung, wenn er trotz Beschränkung auf wenige Farben - darunter ein strahlendes Azurblau - durch teilweises Abdecken der Metallplatte und wiederholte Ätzvorgänge so etwas wie eine Farbpalette mit Stufungen und Farbtönen erhält, die die flimmerndheiße Stille ebenso wie die kühle Üergangszeit zwischen den Jahres- und Tageszeiten wiederzugeben vermag. Er lässt zarte Linien den toscanischen Hügelrundungen nachspüren, setzt kräftige Staccati durch Schalgschatten zwischen bröckeldes Mauerwerk und verleiht seinen Arbeiten darüber hinaus durch frei schwingende, nicht Kontur verleihende Linien jene Freiheit und Lebendigkeit, die durch ihren besonderen Reitz Lebensbahnen zwischen Künstler, Werk und uns schaffen.

Es bleibt unserer Fantasie überlassen, in diese ebenso sensibel wie vital übermittelten Landschaften, Stillleben und Stimmungen einzutreten und auf Entdeckungsreise zu gehen.

Adelheit Ebbinghaus