100 Jahre APK - CONCENTRATED

Jubiläumsausstellung in Berlin
22.03.2023 bis 14.04.2023  | Vertretung des Landes Rheinland-Pfalz beim Bund und bei der Europäischen Union
 
Vernissage am 22.03.23 um 19.00 Uhr
Einführung: Steffen Egle, Direktor Museum Pfalzgalerie Kaiserslautern (mpk)

Teilnehmende Künstler*innen:
Roland Albert, Nicole Bellaire, Artur Bozem, Dr. Monika Bozem, Natascha Brändli, Peter Brauchle, Jürgen Braun, Thomas Brenner, Martin Conrad, Stefan Engel, Ursula Faber, Christine Fischer, Franz-Stefan Forler, Manfred Graf, Klaus Martin Hartmann, Petra Hübel, Gabriele Jahnke, Petra Jung, Harald A. Klimek MfA, Fabian Knöbl, Patricia Kranz-Schraven, Edelgard Lösch, Reiner Mährlein, Marita Mattheck, Petra Meckel, Sigbert Merx, Ulrich Günter Oberst, Felix Redlingshöfer, Bärbel Rothhaar, Silvia Rudolf, Martin Schöneich, Matthias Strugalla, Irmgard Weber.


CONCENTRATED
32 künstlerische Positionen aus der Pfalz

Die Provinz tut gut…

Was haben Orte wie Barbizon, Olevano, Arles, Pont-Aven und Tahiti, Kragerö, Worpswede und Murnau gemeinsam? Wo sind die Gemeinsamkeiten von Montagnola, Vallauris, Cimiez, Aix-en-Provence oder Ferrara? Die Väter der Moderne suchten in der Provinz, fern der Großstädte, in denen sie sich einen Namen gemacht hatten, ihren ganz eigenen, intimen Ort, an dem ihre Kunst reifen konnte und die Hektik der Großstadt nicht in ihr Leben eingriff. Et ego in Arcadia!

Noch nie hat der Künstler im stillen Kämmerlein gesessen und sehnsüchtig die Muse erwartet, die ihn denn küssen sollte. Speziell bei der modernen Malerei war man ständig auf der Suche nach Motiven. Die Umsetzung musste neu sein, das Genre: zweitrangig. Um sicherzugehen, dass der eingeschlagene Weg ein richtiger war, erfolgte der Austausch mit Kollegen, Kritikern, Schriftstellern, Weggenossen. Heute würde man sagen: Networking. Das ging damals auch ohne Computer. Was aber nicht funktionierte war die Geschwindigkeit und die sich bietenden Möglichkeiten. Heute kann sich ein Künstler im Minutentakt Einblicke darüber verschaffen, was seine Kollegen am anderen Ende der Welt produzieren. Bleibt die Frage, ob sich die frühen Meister der Moderne effizienter oder intensiver austauschten, als dies heute der Fall ist. Es war weitaus schwieriger in Erfahrung zu bringen, was gerade en vogue war, und nicht jeder verfügte über die finanziellen Mittel zwischen den Metropolen der Kunst zu pendeln. Die Eindrücke, die das Werk van Goghs auf die Künstler der Brücke hinterließ, kamen nur zustande, weil die Ausstellung in Dresden stattfand.

Dem Betrachter soll etwas geboten werden. Und… das wird es ihm auch! Nach Ausstellungen in Kaiserslautern und Speyer kommt eine reiche Auswahl von Werken nach Berlin. Den Anlass lieferte das 100 jährige Bestehen der Arbeitsgemeinschaft Pfälzer Künstler (APK). Nahezu jeder Künstler der in der Pfalz geboren, oder den es dorthin verschlagen hatte, wurde in dieser Vereinigung Mitglied. Einige davon, etwa Otto Dill, Hans Purrmann, Gernot Rumpf oder Max Slevogt, erreichten schon zu Lebzeiten Anerkennung und waren international bekannt. Heute zählt der Verein etwa 140 Mitglieder. Eine lebende Gemeinschaft von Künstlern aus einer Region, mit der landläufig andere Assoziationen verbunden werden. Provinzielle Merkmale der Kunst existieren nicht mehr, und wer könnte diese auch herausarbeiten? Die ausgestellten Werke von 32 Künstlern belegen eine vitale Kunstszene der Pfalz, und so könnten die Exponate ebenso gut von der Hand eines Künstlers geschaffen worden sein, der in Paris, New York oder London arbeitet. Internationales Flair aus der Provinz, kraftvolle Bilder und Bildhauerarbeiten. Es scheint: sie tut gut, die Provinz.

Was dem Betrachter zuerst auffällt, ist die Frische der gezeigten Arbeiten. Sie greifen an den Puls der Zeit, verarbeiten alle künstlerischen Tendenzen der letzten zehn Jahre. Völlig unterschiedlich präsentieren sich die einzelnen Künstler, zeigen die Vielfalt ihres Könnens und beschreiten vielerorts Neuland. Ein Reichtum an Facetten, der keine Tristesse oder Langeweile aufkommen lässt. Es ist die Vielfalt der eingesetzten Techniken, das Hantieren mit gestalterischen Effekten oder die meditative, kontemplative Stille, die einigen der Werke anhaftet und die dem Betrachter Raum für Entdeckungen bietet. Waren es nicht Walter Benjamin, respektive Charles Baudelaire die eine Malerei des modernen Lebens postulierten? Hier fänden sie die passende Umsetzung.

Auch der Ort der Ausstellung ist gut gewählt. Die Ministergärten liegen eigentlich schon am Stadtrand. Moderne Architektur, irgendwo zwischen Bauhaus und beginnender Postmoderne, dazu viel Grün. Die Gebäude passen zu den Werken der Künstler, das Grün auch. Eine gelungene Verschmelzung!
Normalerweise haben hundertjährige Jubiläen etwas Verstaubtes; viel Tradition schwingt mit, auch Mief der Geschichte und klangvolle Namen. Dass es auch ganz anders geht, beweist diese Ausstellung. Sie ist modern im hier und jetzt, mit einem beruhigenden Blick auf die Zukunft. Der Kurs der Künstlervereinigung scheint zu stimmen. Das tut sie gut, die Provinz!

Dr. Walter Stephan Laux, Kaiserslautern im Februar 2023

[Der Jubiläumskatalog in der KUNSTPORTAL-PFALZ-Rubrik PUBLIKATIONEN]


Ausstellungsort
Vertretung des Landes Rheinland-Pfalz beim Bund und bei der Europäischen Union
In den Ministergärten 6
10117 Berlin

Öffnungszeiten:
Mo. bis Sa. von 10.00 bis 18.00 Uhr