Zur Geschichte der apk

Von Wolfgang Diehl

Die heutige "Arbeitsgemeinschaft Pfälzer Künstler" ist als Nachfolgeorganisation der "alten" APK, der Arbeitsgemeinschaft Pfälzer Kunst", die traditionsreichste Künstlervereinigung in Rheinland-Pfalz. Sie wurde 1922 von einem Künstlerkreis in Verbindung mit dem Leiter des Gewerbemuseums und der Kreishandwerkerschule, Dr. Hermann Graf, gegründet und bestand bis zur erzwungenen Auflösung durch die Nationalsozialisten 1933. Zu ihren prominentesten Mitgliedern zählten in den 1920er Jahren Max Slevogt und Hans Purrmann. Die APK setzte sich das Ziel einer allgemeinen Kunst- und Geschmackspflege neben Kunstausstellungen und der allgemeinen Vertretung der Interessen und Anliegen der pfälzischen Kunstschaffenden. Dabei spielten die Künstler mit ihren Kunstausstellungen, die auch gemeinsam mit anderen Kunstorganisationen, Städten und Vereinen durchgeführt wurden, die Hauptrolle.

Die von Frankreich nach dem Ende des Ersten Weltkriegs besetzte Pfalz erlebte in den 1920er Jahren (mit Inflation, Separatismus und Weltwirtschaftskrise) eine extreme Notzeit, in der die traditionellen Kräfte der Förderung künstlerischen Schaffens und des kulturellen Zusammenhalts nur noch rudimentär vorhanden waren. Vor allem die wirtschaftliche Lage der Bildenden Künstler war katastrophal. So war es nahe liegend, dass bereits vor der Gründung der APK Künstler im Gespräch und in brieflichen Mitteilungen auf die Notwendigkeit eines Zusammenschlusses der Bildenden Künstler hinwiesen, um durch gemeinsame Aktionen die prekäre Lage zu verbessern. Ludwig Waldschmitt, August Croissant, Hermann Croissant und Daniel Wohlgemut kamen in ihren Briefen immer wieder darauf zu sprechen.

Diese Anregungen nahm der 1921 als neuer Leiter der Kreishandwerkerschule und des Gewerbemuseums nach Kaiserslautern berufene gebürtige Eisenberger Dr. Ing. Hermann Graf (1887-1970) auf. Der Architekt war zuvor Leiter des Stadtbauamtes Eichstätt, hatte aber einen viel größeren und umfassenderen geistes- und kunstwissenschaftlichen Horizont als es sein ursprünglicher Beruf erforderte. Dem Zeitgeist und den Erfordernissen entsprechend trafen sich bei der Gründung der "alten" APK, der Arbeitsgemeinschaft Pfälzer Kunst, zwei Hauptrichtungen kulturellen Schaffens: die Pflege und Förderung der Interessen der Bildenden Künstler und die allgemeine Kunst und Kulturpflege (auch Geschmacksbildung), die in der APK einen institutionellen Rahmen finden sollten. Die APK sollte alle kulturellen Kräfte, die sich im Raum der Pfalz in irgendeiner Form mit der Bildenden Kunst im weitesten Sinne beschäftigten, zusammenfassen.

Die APK wurde am Sonntag, dem 16.01.1922, in Neustadt aus der Taufe gehoben. Die "alte" APK wollte laut der Satzung "alle mit künstlerischen Fragen sich beschäftigenden Vereine, Stellen und Persönlichkeiten, sowie alle Kunstfreunde der Pfalz zum Zwecke des Schutzes und der Sammlung alter bodenständiger Kunst, zur Belebung und Förderung der heutigen (1922!) bildenden Kunst und zum wirtschaftlichen Selbstschutz der Künstler zusammenschließen, ohne die innere Arbeit der angeschlossenen Verbände einzuengen."

Die damalige APK war keine so genannte "Dachorganisation" von Kulturverbänden und -organisationen, sondern eine vielschichtige Arbeitseinrichtung, "auf breitester Grundlage" der Zusammenschluss aller Organisationen und Einzelpersonen (vor allem Künstler, Kunsthandwerker, Kunstlehrer etc.), die sich für alte und junge Kunst als Künstler oder Förderer engagierten. Sie alle waren bereit, mit Engagement und Idealismus die Interessen der Kunst im weitesten Sinne mitzutragen und mitzugestalten. Nach der Satzung gliederte sich die APK in einen Vorstand und in Arbeitsausschüsse: a) Ausschuss für Aufklärung und Geschmackserziehung, b) Ausschuss für Ausstellungswesen und Vertrieb; c)Ausschuss für Inventarisation, d) Ausschuss für Bauberatung und Heimatschutz, e) Ausschuss für Fachausbildung.

Grafs Idee war, wie er in einem Bericht über die Gründung schrieb, das Gebiet der "zersplitterten und innerlich unorganisierten Ausdruckskultur nach der Seite von Raum, Form und Farbe" organisatorisch zu einen, das "Volk zum Verständnis von Raum und Form und Farbe zu erziehen". Logischerweise waren dabei die bildenden Künstler seine ersten Ansprechpartner, die ja mit der Gewerbeanstalt und dem Gewerbemuseum von dem organisatorischen Aufbruch der pfälzischen Kunst einen großen Nutzen haben sollten. Sie waren u. a. auch diejenigen Pfälzer, die die Arbeit des Gewerbemuseums und seiner Schule unterstützen und vor allem das Museum fördern konnten. Ohne die Künstler der APK und ihre Spenden wäre der Ausbau der existierenden Kunstsammlungen zu einer "modernen" Pfalzgalerie undenkbar gewesen.

Grafs Idee war eine breite institutionelle Förderung der Kunst und des Kunstgewerbes durch die Bildung einer verantwortlichen Organisation, die für die alte und neue Kunst unter vielen Gesichtspunkten mit einer Stimme sprechen, organisieren und fordern konnte. Zudem galt es, die Künstler zu unterstützen, indem man an ihre einzubringende Eigenverantwortung und ihr Potential als Gruppe appellierte. Graf erhielt seine Anregungen zu dieser Breitband-Kunst- und Kulturförderung nicht vom Bauhausmanifest von 1919 (wie andernorts vermutet wurde), sondern (wie die Differenzierung der Aufgabenfelder und die Verwendung des Begriffs "Heimatschutz" in der Satzung beweist) von den Leitsätzen für die "Arbeit des Deutschen Bundes Heimatschutz".

Die Bedeutung der Bildenden Kunst für die APK unterstrich die Vorstandswahl. Die beiden Gründungsvorsitzenden waren pfälzische Kunstmaler von Rang. In dem Gründungsbericht heißt es: "Die Vertreterversammlung wählte Kunstmaler August Croissant, Landau, zum 1. Vorsitzenden, Kunstmaler Hermann Sauter, Landau, zum 2. Vorsitzenden, und Direktor Dr. Graf, Kaiserslautern, zum Schriftführer. Das Gewerbemuseum hat sich aufgrund eines Beschlusses seines Verwaltungsratsausschusses bereit erklärt, die Kosten der Geschäftsführung zu übernehmen. Die Vorstandschaft wurde zunächst vorbehaltlich weiterer Zuwahl durch 10 Beiräte ergänzt und umfasst zur Zeit folgende Herren: Oberregierungsrat Ullmann, Speyer; Verbandsleiter (des Pfälzischen Verbandes für freie Volksbildung) Hartmann, Neustadt a. d. H.; Dr. von Bassermann-Jordan, Deidesheim; Kunstgewerberat Dietrich, Kaiserslautern, Oberbaurat Hussong, Kaiserslautern, Bezirksbaumeister König, Bad Dürkheim, Architekt Dietrich, Bildhauer Steger, Weingutsbesitzer Hammel, Kaufmann Roth, alle aus Neustadt a. d. H."

Der erste Vorsitzende August Croissant war nicht nur der bekannte Pfalzmaler, er betätigte sich auch erfolgreich als Designer für Möbel und Gebrauchsgüter, war Werbegrafiker und Mitinhaber eines großen Malergeschäftes. Von besonderer Bedeutung war sein Engagement im "Deutschen Werkbund", in den er 1908 als einziger Pfälzer Künstler berufen wurde. Der Pfalz zuliebe folgte er nicht dem Ruf, sich als auserwähltes Mitglied der Künstlerkolonie Mathildenhöhe in Darmstadt anzusiedeln. Die Arbeitsbereiche und Ideen des "Werkbundes" waren für Croissant wie für Dr. Hermann Graf in ihrer allgemeinen programmatischen, kunstpolitischen und "Form, Farbe und Raum" prägenden Ausrichtung bestimmend.

Bis zum Ende 1922 traten 23 Vereine, Verbände und Institutionen der APK bei, darunter die Regierung der Pfalz, der Kreistag der Pfalz, der Pfälzische Kunstverein, der Verein Pfälzer Künstler und Kunstfreunde, der Bund Pfälzer Künstler, das Historische Museum der Pfalz sowie die Museen in Neustadt, Landau Frankenthal und der Pfälzer Verband für freie Volksbildung.

Schon im ersten Jahr führte die APK die Pfälzischen Kunstausstellung Ludwigshafen (gemeinsam mit dem Stadtrat, der Geschäftsstelle der Süd-Westdeutschen Wärmewirtschaftsausstellung sowie dem Verein für Bildende Kunst, Ludwigshafen) durch. In dieser Ausstellung erwarb der Staat Ölgemälde von Hermann Croissant, Albert Haueisen, Otto Dill, Richard Pabsdorf, Hans Fay, zwei Pastelle von Daniel Wohlgemuth, ein Aquarell von Wilhelm Vorholz, drei von Hans Weis und einen Holzschnitt von Hermann Müller. Im Gründungsjahr 1922 gab es zudem eine größere Ausstellung in Wiesbaden (vom "Verband der Kunstfreunde der Länder am Rhein") und eine Sonderausstellung "Pfälzer Künstler" mit 260 Bildern in Karlsruhe.
Die APK war Ansprechpartner für den Pfälzischen Kunstverein Speyer bei der Vorlage von Grafiken, die als Vereinsgaben ausgewählt werden sollten und Mitgestalter der Ausstellungen im Gewerbemuseum Kaiserslautern: "Kirchliche Kunst" und "Mehr Farbe im Leben". Rundschreiben der Geschäftsstelle wiesen auf Möglichkeiten der Ausstellungsbeteiligung hin: Im Gründungsjahr 1922 gab es eine größere Ausstellung in Wiesbaden (vom "Verband der Kunstfreunde der Länder am Rhein"), für das kommende Jahr wurde eine Sonderausstellung "Pfälzer Künstler" mit 260 Bildern in Karlsruhe vorbereitet.

Die APK ist auch als die Hauptinstanz für den Aufbau und Ausbau der "Pfalzgalerie" zu nennen. Im Sommer 1922 unterschrieben August Croissant und Dr. Graf (Geschäftsstelle der APK) den an das zuständige Ministerium gerichteten Antrag zur Bereitstellung von 500.000 Mark "zwecks Anlage und Ausbau der seit Jahren geplanten Pfalzgalerie" (Erweiterung der Benzino-Gemälde-Sammlung Kaiserslautern). Sie riefen dazu auch ihre Künstlermitglieder auf, "im Laufe der nächsten zwei Jahre ein oder zwei Werke dem Museum als Leihgabe, Stiftung oder aber zu einem günstigen Angebot zu überlassen". Gleichzeitig wurde zum Zwecke des Aufbaues einer Dokumentation des pfälzischen Kunstschaffens um die Einsendung von Biographien und Werkverzeichnissen gebeten. Im Pfälzischen Gewerbemuseum wurde ab Januar 1924 ein ständiger Ausstellungsraum für neue Pfälzer Kunst eingerichtet.

1924 wurde auch ein neuer Vorstand gewählt. Erster Vorsitzender blieb August Croissant, Landau, zweiter Vorsitzender wurde Oberregierungsrat Ullmann, Speyer (er war der Hochbaureferent der Kreisregierung), dritter Vorsitzender Studienrat Grewenig, Ludwigshafen. Die Geschäfts- und Kassenführung lag weiterhin in den Händen der Geschäftsstelle (Pfälzisches Gewerbemuseum - Dr. Graf). Dem Vorstand gehörten auch die jeweiligen Vertreter der angeschlossenen Verbände an.

Die wirtschaftliche Not in der Pfalz, die durchgehend die zwanziger Jahre umfasste und schließlich in der Weltwirtschaftskrise kulminierte, brachte besonders für Künstler harte Zeiten. Immerhin war dem übrigen Deutschland die besonders schwierige politische und ökonomische Lage der Pfalz bewusst. Durch Ereignisse wie den passiven Widerstand, die große Zahl der Ausweisung von Pfälzern aus ihrer Heimat durch die französische Besatzungsadministration, die Belastung durch den Separatismus und dergleichen mehr war die Pfalz im Bewusstsein der deutschen Öffentlichkeit präsent. Deswegen gab es zahlreiche Solidaritätsaktionen für die Pfalz in ganz Deutschland, die nicht zuletzt auch politisch dahin zielten, die Treue der Pfalz zu Bayern und zum Reich anzuerkennen. Davon profitierten auch über die APK die pfälzischen Künstler, denen andere Landschaften und Städte Ausstellungs- und damit Verdienstmöglichkeiten boten - auch wenn diese nicht immer den erhofften Gewinn brachten.

Zunächst war das Gewerbemuseum Kaiserslautern mit zahlreichen Ausstellungen aktiv, wobei immer auch der didaktische Anspruch von Dr. Graf zum Zug kam: 1922 etwa "Alte Pfälzische Handwerkskunst", "Neuzeitliche Malerei" (beide aus Privatbesitz) sowie "Kitsch und Geschmacklosigkeiten". 1925 schickte die APK ihre Wanderausstellung zum Württembergischen Kunstverein in Stuttgart, zum Würzburger Kunstverein in die Residenz, zum Mannheimer Kunstverein, nach Bad Münster am Stein und Bad Dürkheim. Weitere Ausstellungsorte waren Augsburg, Bad Kreuznach, Bamberg, Coburg, Darmstadt, Düsseldorf (Städtische Kunsthalle), Elberfeld. Germersheim, Hamburg (Kunsthalle), Haßloch, Heilbronn, Kassel, Krefeld (Kaiser-Wilhelm Museum), Landau: Ludwigshafen, Mühlheim an der Ruhr, München, Mülhausen, Neustadt, Nordhausen, Speyer, Zweibrücken.

Der große Vorteil der APK bestand für die Künstler darin, dass in der Verwaltung des Gewerbemuseums eine schlagkräftige Organisation existierte, zumal der Direktor Dr. Hermann Graf wohl aus Gründen der organisatorischen Praxis und der von ihm verkörperten Autorität (vor allem auch im Verkehr mit offiziellen Stellen und staatlichen Ämtern der Pfalz und Bayerns) am 24.10.1925 zum ersten Vorsitzenden gewählt wurde. Die gleichbleibend bedeutsame Rolle der Künstler in der APK unterstrich die Übernahme der Positionen des 3. Vorsitzenden und von zwei der vier Beisitzer durch die Maler Hermann Sauter, Peter Koch und Hans Fay. Wie wichtig die Durchführung von Verkaufsausstellungen war, zeigt die Zahl von 20 Ausstellungen innerhalb eines Jahres (November 1925 bis November 1926), davon neun in außerpfälzischen Städten.

Die Rolle der Pfälzischen Kunst bekommt eine neue Wertigkeit, wenn man in der renommierten Kunstzeitschrift "Kunst und Künstler" (Jg. 26, 1927/28, S. 483) vom Erfolg der Pfälzischen Kunstausstellung im Münchener Kunstverein liest. Dort heißt es "Der ältere Teil, mehr von kunsthistorischem Interesse, packend nur in den Arbeiten des 'Teufels-Müller', Fohr und W. von Kobell beweist, welchen Einfluss Pfälzer Künstler auf die Entwicklung des Kunstlebens in ihrer neuen bayerischen Heimat ausgeübt haben, noch mehr aber wird hier klar, welch wichtigen Faktor die Pfalz und Pfälzer Maler für das moderne deutsche Kunstleben überhaupt darstellen. Nach Feuerbach und Künstlern wie Mathes, Helmer, Becker-Gundahl, Exter sind Weißgerber und Purrmann, Slevogt als Maler der Pfalz, die jungen Fay, Keßler, Josse, die wichtigsten Repräsentanten dieser lebendigen Pfälzer Malerei und sie kommen in dieser Ausstellung wirkungsvoll zur Geltung."
Für die Ausstellungen gab es einen eigenen Ausstellungsleiter, Kunstmaler Karl Graf (Speyer), der 1924 als hauptamtlicher Ausstellungsleiter der Arbeitsgemeinschaft berufen wurde. Er konnte in der Jahresversammlung 1929 angesichts der schlechten Finanzlage der Künstler und ausbleibender Käufer trotzdem erfreulicherweise mitteilen, dass sich der Gesamtumsatz in sechs Jahren bei 82 Ausstellungen auf 73.200 Mark belief.

Wie aus der Zahl der Beisitzer 1926 abzulesen ist, hatte sich (wohl auch wegen der widrigen Zeitumstände) in der Zwischenzeit das große Ziel einer allumfassenden Organisation für die pfälzische Kunst mehr oder weniger auf das Ausstellungswesen und die Arbeit des Gewerbemuseums verlagert. Sicherlich wurden auch zahlreiche der ins Auge gefassten Arbeitsbereiche (Dokumentation, Inventarisierung, Archivierung, Sammlung) jetzt amtlich vom Gewerbemuseum abgedeckt, andere fielen den Zeitumständen zum Opfer. Umso bedeutender wurde die autarke Ausstellungstätigkeit der APK, die sich immer der tätigen und einflussreichen Mithilfe von Direktor Dr. Graf und seiner Mitarbeiter erfreuen konnte. Im Vorstand der APK waren 1929 die bekannten Künstler: Kunstmaler Peter Koch (3. Vorsitzender) sowie als Beisitzer Kunstmaler Hermann Croissant, Landau, und der Bildhauer Theobald Hauck, Oggersheim.

Seit 1929 verschlechterte sich die Lage der Bildenden Künstler. Lag der Umsatz der Verkäufe, wie Karl Graf mitteilte, 1928 noch bei 25.000 Mark, betrug er 1929 nur noch 5.500 Mark. Die Weltwirtschaftskrise, die zahlreiche Bevölkerungskreise in größte Not stürzte, machte auch vor den Künstlern nicht Halt. In der Zeitschrift "Pfälzisches Museum/Pfälzische Heimatkunde" 1931 erschien ein "Aufruf!" in dem es u. a. heißt: "Immer klaffender wird der Riss zwischen dem Schaffen der Künstler und den wirklichen Bedürfnissen der Umwelt, immer kleiner die Spanne finanzieller Möglichkeiten für künstlerische Arbeit. In einer solchen Zeit ist es wohl an der Zeit, an die Belange künstlerischen Schaffens zu erinnern." Es folgt ein Appell an alle öffentlichen Körperschaften, Städte und Gemeindeverwaltungen, Kaufherren und Industrielle, Wirte und Gaststätten, Zeitungsverlage, Vereine und an alle potenten Privatleute "die Künstler direkt zu fördern…Helft für die bildenden Künstler Lebens- und Arbeitsraum zu schaffen!" Der Text ist Ausdruck einer fast verzweifelten Situation, ihn unterschrieben zu Weihnachten 1931 Dr. Ing. (Hermann) Graf für die Arbeitsgemeinschaft Pfälzer Kunst, für den Pfälzischen Kunstverein Regierungsrat Ludwig Ullmann und Dr. Theodor Pfülf, der Regierungspräsident.

Weder die Kunst noch die Politik fand einen friedlichen und ehrenvollen Übergang in bessere Zeiten. Mit der brutalen Herrschaft der nationalsozialistischen Diktatur wurde auch die Vielfalt der künstlerischen Bestrebungen in der Pfalz gleichgeschaltet. Am 09.04.1933 beschloss im Saalbau zu Neustadt, unter der Versammlungsleitung von Karl Graf, Speyer, der "Pfälzische Kunstverein", die an Mitgliedern stärkste Organisation des pfälzischen Kunstbetriebs, seine Auflösung. Sofort anschließend wurden, unter der Fuchtel der NSDAP und ihres Gaukulturwarts Kurt Kölsch, in einer Versammlung aller Kunst- und Künstlerverbände die Mitglieder von Karl Graf aufgefordert, sich zu einer "Notgemeinschaft Pfälzer Kunst im Kampfbund für deutsche Kultur" zusammenzuschließen. Offensichtlich wurden zuvor die jeweiligen Vertreter der Künstlerbünde und -verbände, die den Beitritt für alle Mitglieder erklären durften, bestimmt und eventuelle Widersprüche intern ausgeschaltet.

Für die Arbeitsgemeinschaft Pfälzer Kunst bekundete Hans Fay, Speyer, "den Willen zur Mitarbeit" in der "Notgemeinschaft Pfälzer Kunst". Gaukulturwart Kölsch appellierte, "nun die Schranken einzureißen, die ein altes und morsches System aufgerichtet habe." Er pries Adolf Hitler als das Vorbild für alles künstlerische Schaffen, denn Adolf Hitler sei es gewesen, "der dem deutschen Volk ein neues Lebens- und Kunstgefühl gegeben habe." (Landauer Stadtanzeiger. Montag, 10.04.1933) Dr. Graf durfte, da man offensichtlich jemanden brauchte, der nicht nur von der Kunstverwaltung eine Ahnung, sondern auch einen notwendigen Apparat dafür hatte, als Geschäftsführer der "Notgemeinschaft" unter deren ersten Vorsitzenden, Hans Fay, und dem zweiten Vorsitzenden, Gaukulturwart Kurt Kölsch, fungieren. Die APK war Geschichte.