Den technischen Schwerpunkt der Bilder von Marita Mattheck bilden die Grafik und die Malerei. Die Künstlerin entzieht sich bewusst einer direkten gegenständlichen, mimetischen Bildsprache zugunsten einer abstrahierten, abstrakten Bildfindung.
Durch das Zusammenspiel von Collageteilen, Flächen, Linien und Spuren oder auch durch das Verwenden der mehrteiligen Bildsequenzen können Verweise auf Fragmente menschlicher Körper mit ihren existentiellen Befindlichkeiten oder Gegenstände erfahrbar werden. Die reduzierten eckigen oder runden Formen scheinen im Raum, d.h. auf der bloßen weißen und schwarzen Leinwand bzw. dem Holzgrund, zu schweben, sich als Elemente am Rand des Bildes zu drängen oder Figur- und Grundprobleme der Wahrnehmung aufzugreifen. Die Konzentration des vereinfachten Formenrepertoires richtet sich auf den Bewegungsfluss der reinen schwarzen oder weißen Linie oder schwarzen und weißen Fläche mit leicht erkennbarem Pinselduktus.
Das Grundanliegen ist das Aufzeigen einer komplexen Struktur mit scheinbar einfachen Zeichen, die es zu entschlüsseln gilt.
Dr. Matthias Brück, Kunstphilosoph
Vernissage im Kunstverein Bruchsal am 26.09.10 ...
... "Ob man will oder nicht: die Acryle von Marita Mattheck zwingen den Betrachter regelrecht zu einer Suche. Zu einer Suche, die man als Dialektik der Formen beschreiben könnte. Denn die schweren, in undurchdringlichem Schwarz gehaltenen Konstrukte fordern zum Teil geradezu ein Ergänzen im Sinne von Weiterführen, so als wären sie noch nicht vollendet. Doch ebenso verspürt man den indirekten Wunsch, diese Reduktionen auf ihren denkbaren Ursprung zurückzuführen. Manchmal scheint die harte, konsequente Gestaltung ein Kombinieren herauszu fordern: Da entdeckt man möglicherweise die Anklänge an einen futuristischen Designer-Stuhl oder noch deutlicher an einen Konzert-Flügel.
Aber diese Interpretationen liegen wohl je in der Freiheit des Betrachters, der ebenso auf eine weitere Reduktion des gerade Vorgestellten spekulieren könnte. Darin liegt eben eine Spannung, die sich auch bei vielen der anderen Exponate fortsetzt. Immer dann, wenn unbekannte Formen aus der Fläche hervortreten, ohne dass man weiß, wo sie letztlich beginnen beziehungsweise enden. "Gravitas" oder "unentwegt" sind solche Beispiele. Also alles andere als steife Abstraktionen, vielmehr Gefüge, die trotz ihrer harten Konturierung und ihrer angeblichen Schwere, geradezu ins Schweben versetzt worden sind.
"Getrennt" ist ein weiteres gelungenes Beispiel, in dem mannigfaltige Teile - wie nach einer Explosion auseinander triften oder, das ist wiederum das Spannende, zur einstigen Ursprungsgestalt zurückfinden wollen. Damit werden mögliche Assoziationen wie Klammer, Runen oder andere Schriftzeichen eigentlich gegenstandslos, denn längst hat Marita Mattheck die Ebene des unschwer Erkennbaren verlassen, um sich eine eigene Welt zu erobern."
Malerei und Grafik sind im Schaffen von Marita Mattheck symbiotisch vereint.
Dagmar Heyden-Welsch, Rundfunkjournalistin
Vernissage im Foyer des Landtages Rheinland-Pfalz, Mainz am 14.04.10...
..."Marita Matthecks Grafik hat auch immer eine malerische Seite. Ihre Arbeiten konzentrieren sich auf die Fläche, erstrecken sich selten auf die dritte Dimension. Puristisch sind ihre bevorzugten Farben: schwarz und weiß in hartem, kompromisslosem Kontrast. Die unregelmäßige, geometrisch nicht fassbare Linie ist das dominierende Element, autonom schafft sie eine ästhetische Wirklichkeit. Ihre Werke sind Spannung und Harmonie, sind auch lebendige Bildfläche. Abstrakte Gebilde aus grafischen Pinselschwüngen mit Acryl auf Holz oder Leinwand legen sich auf die Oberfläche, und gehen mit kräftigen und feinen Linien eine Verbindung ein; manchmal erhält das Ergebnis durch eine zarte Farbe einen anmutigen Touch. Der Pinselstrich entlang der eckigen und runden Formen muss auf Anhieb sitzen, denn eine Überarbeitung gesteht die Künstlerin sich nicht zu.
Die reduzierte Formen- und Farbensprache in den Bildern von Marita Mattheck ist bewusst gewählt worden. Sie entzieht sich einer direkten, gegenständlichen Bildsprache zugunsten einer abstrakten Gestaltung. Es sind Prozesse in ihrem Bewusstsein, Reflexionen von Erlebtem, die sie in kombinierten Bildern verarbeitet. Deutlich wird das in den mehrteiligen Bildsequenzen, gehalten in Schwarz und Weiß, mit Formen, die aufeinander zulaufen oder sich zu entfernen scheinen. Hier und da ist man sich nicht sicher, wo die eine endet und die andere beginnt. Linien werden zu einer Bahn, die das Bild durchquert, seinen Rand zu überschreiten und sich am benachbarten Bild der Komposition fortzusetzen scheint.
Ich möchte nicht missverstanden werden: keineswegs alle Bilder beschränken sich auf die Fläche. Je länger man die Linien und ihre Inhalte in manchen Werken auf sich wirken lässt, desto mehr geraten sie zu Körpern. Eine Deutung als Fragmente menschlicher Köper liegt nahe. Anders verhält es sich mit einem Diptychon, das mich an ein Musikinstrument denken lässt, von außen und von innen gesehen.
In weiteren Bildern springen die Linien förmlich aus der Fläche und öffnen so explosionsartig den Raum. Sie scheinen dem Bild eine Richtung zu geben, um anzudeuten, dass ein beliebiger Überblick ein besonderer sein könnte - oder umgekehrt? Wie immer man die Kompositionen deutet, in jedem Fall sind sie fein und cool - und schön."