Erich Sauer
Die Leiden eines Liebenden
Es waren die harten Jahre des Krieges, die das Frankenthaler Kind prägten, aber auch die unmittelbare Zeit danach, die den Bildhauer und Menschen Erich Sauer formten, der sich nach einer handwerklichen Ausbildung u. a. auch mit dem aus Holz geschnitzten Zierrat für Särge über Wasser hielt. Es folgten ein Studium bei E.T. Veith in Mannheim, die Einrichtung einer eigenen Bronzegießerei in Frankenthal und dann über ein Stipendium Österreichs ein Studium bei den Professoren Kirchner, Rieder und Mascherini in Salzburg sowie eigene Lehrtätigkeit u. a. als Kunstlehrer am Pfalzinstitut für Hörsprachbehinderte in Frankenthal.
Der Künstler Erich Sauer begann in den 50er Jahren als Holzbildhauer. Außerdem experimentierte er mit Beton- und Steinguss, realisierte Kunst am Bau. Sein Trachten galt jedoch dem komplexen und anspruchsvollen Bronzeguss - es war die Technik, in der er ein Leben lang seine künstlerischen Arbeiten realisieren sollte. Zuerst in Wachs gestaltet, dann eingeformt und ausgebrannt, kam es dann zum Höhepunkt: Die öffentlichen Gusstermine beim Künstler waren nicht nur für die Frankenthaler, sondern auch für viele Freunde seiner Kunst im In- und Ausland Anlass, anwesend zu sein, um mit dem Künstler zusammen die hohe Kunst des Bronzegusses zu zelebrieren. So entstanden in fast fünfzigjähriger Arbeit über 400 Unikate in Bronze, die den eigenwilligen Künstler weit über seine Heimat bekannt machten.
Die Bronze-Plastiken Erich Sauers machen es dem Betrachter in vielerlei Hinsicht nicht einfach. Über seinen Formenkanon - ein menschlicher Torso - verwirklicht er meisterhaft seine Gedanken betreffend Mensch und Gesellschaft. Es sind harte Fakten, Peitschenhiebe in Bronze, es sind die Verwundungen eines Lebens: Kriege, Verwüstungen aller Art - auch der Natur, Verwerfungen, Demütigungen. Es sind die Leiden eines Künstlers, der seine Mitmenschen überaus liebt, und ihnen darum den Spiegel vorhält, sie bittet, in der alltäglichen Hektik inne zu halten, nachdenkend zu verweilen.
Große Werkschauen in Bonn, Paris, Salzburg, München, Montreux, Genf, Frankfurt, Berlin, Stockholm, Jerusalem, Colombes, Rom sind nur einige Stationen im künstlerischen Leben des Bildhauers aus Frankenthal. Darüber hinaus gibt er sein Wissen um den Bronzeguss als
Künstlerischer Leiter und Dozent der Brandenburger Sommerakademie Strausberg und Leiter des Werkshops Beton- und Steingussskulptur Dilsberg/Heidelberg an angehende Künstler weiter. Zu seinem 80. Geburtstag ist ein umfassendes Werkbuch über ihn, "Erich Sauer. Die Welt, in der wir leben. Das plastische Werk", 2011 im höma Verlag erschienen.